Wir gehen im Rahmen unserer Geschäftstätigkeit bewusst eine Vielzahl von Risiken ein. Als ein führendes Unternehmen der Rückversicherungsbranche hängt unser wirtschaftlicher Erfolg im Wesentlichen von der richtigen Bewertung aktueller und zukünftiger Risiken ab. Der Prozess der Risikobewertung wird durch die stetige Beobachtung und Analyse neuer und zukünftiger Risiken, Trends und Zukunftsfaktoren zunehmend komplexer und auch Nachhaltigkeitsaspekte spielen dabei vermehrt eine Rolle. Diese haben teils unmittelbare strategische und operative Relevanz für unsere Rückversicherungsprodukte und die Verwaltung unserer Kapitalanlagen. Wir können aus den Risiken und Chancen Erkenntnisse für das eigene Risikomanagement gewinnen sowie darüber hinaus Produkt- oder Service-Innovationen ableiten. Dadurch passen wir uns fortlaufend an gesellschaftliche Veränderungen sowie Kundenbedürfnisse an. Dies stärkt nicht nur unsere Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch das Vertrauen unserer Kunden und Geschäftspartner in unser Unternehmen.
Grundsätzlich bewerten wir jedes identifizierte und als wesentlich erachtete Risiko quantitativ. Lediglich Risikoarten, für die eine quantitative Risikomessung derzeit nicht oder nur schwer möglich ist, werden qualitativ bewertet – etwa durch Expertenschätzungen. Hierbei handelt es sich z. B. um zukünftige und strategische Risiken sowie Reputationsrisiken.
In der Schaden-Rückversicherung unterscheiden wir im Rahmen der Risikobewertung zwischen Risiken, die aus dem Geschäftsbetrieb der Vorjahre resultieren (Reserverisiko), und solchen, die sich aus dem Geschäftsbetrieb des aktuellen Jahres bzw. zukünftiger Jahre ergeben (Preis- / Prämienrisiko). Aktuell sind unsere größten Risiken die Kredit- und Spreadrisiken innerhalb der (Kapital-)Marktrisiken, die Reserve- und die Katastrophenrisiken innerhalb der versicherungstechnischen Risiken in der Schaden-Rückversicherung. Zur Einschätzung der für uns wesentlichen Katastrophenrisiken aus Naturgefahren (insbesondere Erdbeben, Stürme und Fluten) werden lizenzierte wissenschaftliche Simulationsmodelle eingesetzt, die wir auf Basis der Erfahrung unserer Fachbereiche ergänzen. Ferner ermitteln wir das Risiko für unser Portefeuille durch verschiedene Szenarien in Form von Wahrscheinlichkeitsverteilungen. Die Überwachung der Risiken, die aus Naturgefahren resultieren, wird durch realistische Extremszenarien vervollständigt.
Im Bereich der Personen-Rückversicherung zählen biometrische Risiken, also alle Risiken, die direkt mit dem Leben einer zu versichernden Person verbunden sind, zu den wesentlich zu beurteilenden Faktoren. Zu den Risiken der Bewertung zählen beispielsweise die Fehlkalkulation der Sterblichkeit, der Lebenserwartung, der Invalidität und der Berufsunfähigkeit. Die Sterblichkeitsrisiken wirken sich dabei unterschiedlich auf unser Personen-Rückversicherungsgeschäft aus. Während Rentenportefeuilles grundsätzlich negativ von Sterblichkeitsverbesserungen betroffen sind, wirken sich diese umgekehrt positiv auf die Lebensversicherungsportefeuilles aus. Darüber hinaus müssen wir auch das Stornorisiko beurteilen, da die aus den Rückversicherungsverträgen resultierenden Zahlungsströme auch vom Stornoverhalten der Versicherungsnehmer abhängen. Ferner gilt es auch in der Personen-Rückversicherung Katastrophenrisiken zu berücksichtigen, insbesondere im Hinblick auf Ereignisse mit einer hohen Anzahl von Sterbefällen.
Sozial- und Umweltrisiken werden vor allem im Rahmen unserer Reputationsrisiken unter Sonstige Risiken in beiden Sparten mitbetrachtet.
Innerhalb der sonstigen Risiken betrachten wir insbesondere zukünftige Risiken (Emerging Risks), die in beiden Sparten einen direkten Einfluss auf unseren Vertragsbestand, und zwar nicht nur in Form von zukünftigen Risiken (z. B. Haftungsfragen), sondern auch in Form von Chancen, wie einer erhöhten Nachfrage nach Rückversicherungsprodukten haben. Diese sind dadurch gekennzeichnet, dass sich ihr Risikogehalt nicht verlässlich beurteilen lässt. Für diese Risiken sind Risikofrüherkennung und Risikobeurteilung entscheidend. Deshalb setzen wir dafür eine eigene, bereichs- und spartenübergreifende und mit Spezialisten besetzte Arbeitsgruppe ein, deren Anbindung an das Risikomanagement sichergestellt ist. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe „Emerging Risks und Scientific Affairs“ analysieren beispielsweise mögliche Risiken, die ein Klimawandel mit sich bringt. So hätte eine Erderwärmung nicht nur Einfluss auf Naturgefahren, sondern auch auf die menschliche Gesundheit, die Weltwirtschaft, den Agrarsektor und vieles mehr. Weitere zukünftige Risiken sind beispielsweise Technologierisiken, Rohstoffknappheit und Lieferkettenrisiken. Zu diesen und weiteren Themen formuliert die Arbeitsgruppe interne Positionspapiere sowie sogenannte Risk Briefings, die Empfehlungen zu deren rückversicherungstechnischer Handhabung aussprechen. Um diesen Maßnahmenprozess zu unterstützen, haben wir ein Komitee etabliert, das die Koordination und die Umsetzung von Empfehlungen zu Emerging Risks begleitet. So stellen wir sicher, dass die Empfehlungen der Arbeitsgruppe in die Underwriting-Entscheidungen sowie die Gestaltung unseres Produkt- und Dienstleistungsangebots einfließen. Die finale Abstimmung von Positionspapieren und die Risikobewertung übernimmt das Risk Committee. Innerhalb der Arbeitsgruppe beobachtet das Trend-Radar kontinuierlich Langfrist- und Megatrends und beschäftigt sich mit der Frage, ob sich aus neuen Trends, wie z. B. Sharing Economy, auch Emerging Risks ableiten lassen. Die Erkenntnisse und Risikoeinschätzungen der Arbeitsgruppe werden konzernweit genutzt, um gegebenenfalls notwendige Maßnahmen ableiten zu können. Darüber hinaus werden die Bewertungsergebnisse in die vierteljährlichen internen Risikoberichte integriert, durch die unter anderem der Vorstand über wesentliche Risikoeinschätzungen informiert wird.
Neben internen Forschungsaktivitäten sind wir auch im stetigen Austausch mit verschiedenen weltweit tätigen Risikomanagern, Universitäten, Rückversicherern, Kunden, politischen Akteuren sowie Industrievereinigungen und nehmen an verschiedenen Konferenzen teil. Darüber hinaus wollen wir unseren Kunden eine individuelle Betreuung bieten und sie neben der reinen Risikoübernahme auch im Dienstleistungsbereich erfolgreich unterstützen. So bieten wir unseren Kunden Dienstleistungen und systembasierte Anwendungen an, um potenzielle Risiken aufzuzeigen und diese erfolgreich zu managen. Insgesamt stehen bei allen unseren Aktivitäten – unter Beachtung unserer Unternehmensziele – die Bedürfnisse unserer Kunden im Fokus. Wir haben den Anspruch, in jeder Situation ein langfristiger und kompetenter Partner zu sein.
Unsere Aktivitäten im Bereich der Risikoexpertise und Risikobeurteilung können wir den Themengebieten Digitalisierung, Klimawandel, demografischer Wandel, Innovationen und Austausch zuordnen, die in der folgenden Grafik dargestellt werden.