nachdem wir 2017, insbesondere bedingt durch die Hurrikane „Harvey“, „Irma“ und „Maria“, historisch die höchsten Schadenbelastungen in der Geschichte der Hannover Rück zu verzeichnen hatten, wurde das Geschäftsjahr 2018 weiterhin von Großschäden dominiert. Gleichwohl führten insbesondere der Taifun „Jebi“ in Japan, die Waldbrände an der Westküste der USA sowie die US-Hurrikane „Michael“ und „Florence“ erneut zu hohen Belastungen, die in Summe über unserem Schadenerwartungswert von 825 Millionen Euro lagen.
Bereits seit vielen Jahren warnen Wissenschaftler vor den Folgen des Klimawandels. Für die Versicherungsbranche ist der Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und dem Auftreten von Extremwetterphänomenen und Naturkatastrophen seit langem ein sowohl branchenweit als auch unternehmensintern intensiv diskutiertes Thema. Dieses führt bei der Hannover Rück dazu, dass wir die geänderten Rahmenbedingungen sowohl aktiv und stetig in unsere Simulationsmodelle und Risikosysteme integrieren als auch unsere eigene Geschäftstätigkeit regelmäßig dahingehend überprüfen, welchen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels wir leisten können.
Im Berichtsjahr 2018 und im Frühjahr 2019 haben wir weitere wichtige Schritte in diese Richtung gemacht. Bereits seit 2012 unterliegen unsere Engagements in festverzinslichen Wertpapieren sowie in börsennotierten Aktien halbjährlichen Negativ-Screenings, die wir anhand individueller Environmental-, Social- und Governance-Kriterien und in Zusammenarbeit mit einem auf nachhaltige Investments spezialisierten externen Dienstleister durchführen. Seit 2018 wurden diese ESG-Kriterien um Ausschlusskriterien zu fossilen Energieträgern erweitert: Wir investieren nicht mehr in Emittenten, die 25 % oder mehr ihrer Umsätze aus Kohleförderung, Kohleenergieerzeugung oder Ölsandgewinnung erzielen, und haben entsprechende Engagements bereits abgebaut.
Im April 2019 haben wir zudem die bewusste Entscheidung getroffen, ab sofort in Bezug auf Einzelrisiken, mit wenigen, streng geprüften Ausnahmen, keine neu geplanten Kohlekraftwerke oder -minen mehr rückzuversichern. Darüber hinaus haben wir für die Vertragsrückversicherung einen stufenweisen Ausstieg beschlossen, um im Einklang mit den Zielen der Bundesregierung zu stehen. Bis zum Jahr 2038 werden wir keine Risiken mehr im Zusammenhang mit Abbau und Verstromung von Kohle decken bzw. derartige Geschäfte aus unseren Büchern eliminiert haben.
In unserem Eigenbetrieb agieren wir am Standort Hannover bereits seit 2016 klimaneutral. Unsere flugreisebedingten CO2-Emissionen gleichen wir hier bereits seit 2008 aus. Seit 2018 zeichnen wir nun auch die flugreisebedingten Emissionen unserer Standorte im Asien-Pazifik Raum auf und gleichen diese aus. Ferner arbeiten wir daran, unsere Stromversorgung auch an den internationalen Standorten schrittweise auf erneuerbare Energien umzustellen. Ich lade Sie an dieser Stelle herzlich ein, sich mit Hilfe unserer EMAS-Umwelterklärung vertiefend zu unseren betrieblichen Umweltleistungen zu informieren.
Parallel unterstützen wir in unserem Kerngeschäft Projekte, die den schädlichen Auswirkungen des Klimawandels entgegenwirken, z. B. in den Bereichen Erneuerbare Energien oder Infrastruktur, oder zielen darauf ab, durch Bereitstellung unserer Erkenntnisse und Expertise zukünftige Schadensfolgen präventiv abzumildern oder ganz zu vermeiden.
Auch in unserem zweiten strategischen Geschäftsfeld, der Personen-Rückversicherung, machen sich aktuelle Megatrends wie der demografische Wandel bemerkbar. Wie bereits in den Vorjahren verzeichneten wir eine hohe Nachfrage nach Rückversicherungslösungen zur Deckung von Langlebigkeitsrisiken – maßgeblich forciert durch die hohen Kapitalanforderungen für derartiges Geschäft auf Seiten der Erstversicherer.
Unser gesellschaftlicher Beitrag wirkt dabei gleich mehrfach. Zum einen unterstützen wir das Angebot unserer Erstversicherungskunden durch die Entwicklung maßgeschneiderter innovativer Produkte, die für deren Endkunden oftmals gesundheits- oder lebensqualitätsfördernd wirken. Zum anderen ermöglichen erst Rückversicherungslösungen es Erstversicherern, bestimmte Versicherungsleistungen überhaupt anzubieten. Durch ihr Angebot unterstützt die Hannover Rück folglich den Zugang von Menschen weltweit zu einer entsprechenden Absicherung unterschiedlichster Bedürfnisse wie z. B. Absicherung gegen die Folgen schwerer Krankheiten oder Berufsunfähigkeit, Absicherung der Familie durch Risikolebensversicherungen oder die finanzielle Absicherung des Lebensabends.
Gleiches gilt übrigens auch in der Schaden-Rückversicherung, denn auch hier sichern wir nicht nur Erstversicherungskunden ab, sondern im weiteren Verlauf der Wertschöpfungskette auch Privatpersonen mit individuellen Lebenssituationen und spezifischen Versicherungsbedürfnissen in Bezug auf unterschiedliche umweltbedingte und soziale Auswirkungen, die ohne eine entsprechende Absicherung existenzbedrohend wirken können.
Insgesamt sehen wir es als unsere Aufgabe, Lösungen zu bieten, die neben ökonomischer Wertschöpfung auch ökologische und soziale Aspekte adressieren. Wir wollen für unsere Aktionäre, Kunden und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowohl einen ökonomischen als auch gesellschaftlichen Mehrwert generieren. Das ist für uns nachhaltig.
Liebe Leserinnen und Leser, zum Thema Nachhaltigkeit könnte ich Ihnen im Rahmen dieses Vorwortes noch viel erzählen. Stattdessen verweise ich aber gerne auf den vorliegenden Bericht, in dem wir nunmehr zum achten Mal zu Nachhaltigkeitsthemen berichten und mit dem wir versuchen, sowohl Fachleser mit tiefgehenden Informationen zu versorgen als auch der interessierten Öffentlichkeit ein klares und verständliches Bild von unseren Handlungen zu geben.
Ich wünsche Ihnen eine denkanregende Lektüre.
Ihr
Jean-Jacques Henchoz
Vorsitzender des Vorstands