mit unserer Geschäftsentwicklung für das erste Halbjahr 2017 sind wir insgesamt zufrieden. Wir konnten ein Nettokonzernergebnis in Höhe von 535 Millionen Euro erzielen; dies ist angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen in der Rückversicherung sehr erfreulich. Als Rückversicherer sind wir derzeit unverändert damit konfrontiert, dass das Angebot die Nachfrage übersteigt. Mittlerweile blicken wir auf fünf Jahre der Weichmarktphase in der Schaden-Rückversicherung zurück, was sich zunehmend im versicherungstechnischen Ergebnis niederschlägt. Auch ist die Versicherungswirtschaft durch die Auswirkungen einer Entscheidung der britischen Regierung belastet, den Abzinsungssatz für Abfindungszahlungen aus Personenschäden herabzusetzen. Eine weitere Herausforderung ist und bleibt für uns als großer Kapitalanleger die Niedrigzinssituation. Auch wenn die zu erzielenden Renditen geringer werden, so können wir doch mit unseren ordentlichen Kapitalanlageerträgen sehr zufrieden sein. Im ersten Halbjahr profitierten diese von hohen Erträgen aus privatem Beteiligungskapital und unserem Immobilienportefeuille. Wir sehen uns zum jetzigen Zeitpunkt gut aufgestellt, dass wir auch in einem herausfordernden Umfeld unser Ergebnisziel für das laufende Jahr von mehr als einer Milliarde Euro erreichen können.
Die gebuchte Bruttoprämie für den Gesamtkonzern stieg gegenüber dem Vorjahr um 8,6 Prozent auf 9,0 Milliarden Euro an. Ausschlaggebend hierfür war eine stärkere Nachfrage nach solvenzentlastenden Rückversicherungsverträgen, mit denen unsere Kunden auf die gestiegenen Anforderungen aus der Einführung risikobasierter Solvenzsysteme reagieren.
Berichten möchte ich Ihnen auch darüber, dass wir nunmehr die Akquisition der britischen Gesellschaft Argenta Holdings Limited erfolgreich abgeschlossen haben. Im Juli erhielten wir hierfür die Zustimmung der zuständigen Aufsichtsbehörden. Mit dem Erwerb der Gesellschaft haben wir einen weiteren Zugang zum Geschäft des Londoner Markts erhalten und erwarten hieraus attraktive Geschäftsmöglichkeiten.
Lassen Sie mich nun auf die Geschäftsergebnisse des ersten Halbjahres 2017 näher eingehen:
Wie ich bereits eingangs erwähnte, zeigt sich die Situation in der weltweiten Rückversicherung gegenüber dem Vorjahr insgesamt unverändert. Die Marktverhältnisse sind weiterhin wettbewerbsintensiv. Neben dem Überangebot von Rückversicherungskapazität sorgen zusätzliche Anbieter aus dem Markt für Katastrophenanleihen für einen anhaltenden Druck auf Preise und Konditionen. Gemäß unserer Maxime, dass uns die Ertragskraft des Geschäfts wichtiger ist als die Prämieneinnahmen, zeichnen wir unser Geschäft ausschließlich margenorientiert. So sind wir auch bei den jüngsten Vertragserneuerungsrunden zum 1. Juni und 1. Juli dieses Jahres verfahren. Zu diesem Zeitpunkt werden traditionell Teile des Nordamerikageschäfts, der Naturkatastrophenrisiken sowie Teile des Bereichs Kredit und Kaution erneuert. Zudem findet die Haupterneuerungsrunde für das Geschäft in Australien und Neuseeland statt. Insgesamt sind wir mit den Ergebnissen zufrieden.
Nachdem sich das erste Quartal 2017 deutlich schadenintensiver als die Vergleichsperiode zeigte, blieb das zweite Quartal gänzlich frei von Großschäden, sodass sich unser Puffer für mögliche Schäden im zweiten Halbjahr erhöht hat. Insgesamt beläuft sich das Großschadenaufkommen für das erste Halbjahr 2017 auf rund 123 Millionen Euro; 2016 waren es für den gleichen Zeitraum 353 Millionen Euro.
Die bereits erwähnten Effekte aus der Änderung des Abzinsungssatzes für Abfindungszahlungen aus Personenschäden in Großbritannien schlugen auch im zweiten Quartal zu Buche. Zum 30. Juni 2017 haben wir hierfür zusätzliche Schadenreserven in Höhe von 291 Millionen Euro gebucht. Aufgrund unserer sehr auskömmlichen Spätschadenreserven (IBNR) haben wir die zusätzlichen Nachreservierungen insgesamt kompensieren können.
Das versicherungstechnische Ergebnis in der Schaden-Rückversicherung reduzierte sich um 10,5 Prozent. Dank eines deutlich verbesserten Kapitalanlageergebnisses stieg das operative Ergebnis (EBIT) um 13 Prozent auf 634 Millionen Euro. Die kombinierte Schaden- / Kostenquote verschlechterte sich von 95,4 Prozent auf 96,5 Prozent.
Nicht vollständig zufrieden sind wir mit der Geschäftsentwicklung in der Personen-Rückversicherung. Auch hier sind die Marktbedingungen– insbesondere in den etablierten Märkten– herausfordernd. Gleichwohl sehen wir auch gute Geschäftsmöglichkeiten. Beispielsweise ist die Nachfrage von Lebens- und Rentenversicherern nach kapitalentlastenden Verträgen deutlich gestiegen. Und so entwickelte sich unser Financial-Solutions-Geschäft wieder ausgesprochen positiv mit einem guten Ergebnisbeitrag. Uneinheitlich dagegen verlief die Entwicklung in unserem US-Mortalitätsgeschäft: Hier wurden positive Ergebnisse abermals von einer oberhalb der Erwartungen liegenden Sterblichkeit in Geschäftsblöcken älterer Zeichnungsjahre überlagert.
Es ist zu erwarten, dass hier auch im zweiten Halbjahr weitere Belastungen auftreten werden. So erwarten wir bereits im dritten Quartal einmalige Verluste von ca. 50 Millionen US-Dollar aus Vertragsablösungen im Rahmen unseres Bestandsmanagements. Dadurch werden zwar langfristig weitere Verluste vermieden, für das laufende Geschäftsjahr entsteht jedoch eine Belastung des Ergebnisses.
Wir gehen daher davon aus, dass das EBIT in der Personen-Rückversicherung für 2017 sich nur in der Größenordnung von 300 Millionen Euro bewegen wird.
Für das erste Halbjahr blieb das operative Ergebnis (EBIT) mit 165 Millionen Euro – dies ist ein Rückgang von knapp 8 Prozent – hinter unseren Erwartungen zurück. Die Prämieneinnahmen für das Personen-Rückversicherungsgeschäft reduzierten sich im ersten Halbjahr leicht auf 3,2 Milliarden Euro.
Mit der Entwicklung unserer Kapitalanlagen sind wir demgegenüber sehr zufrieden. Der Bestand unserer selbstverwalteten Anlagen ging zwar aufgrund von Währungskurseffekten und der Dividendenzahlung von 41,8 Milliarden Euro zum 31. Dezember 2016 auf 40,4 Milliarden Euro zurück, aber die ordentlichen Kapitalanlageerträge entwickelten sich trotz des anhaltenden niedrigen Zinsumfelds sehr positiv. Sie stiegen gegenüber der Vergleichsperiode um rund 12 Prozent. Ausschlaggebend hierfür waren die hohen Erträge aus privatem Beteiligungskapital und auch hohe Erträge aus unserem Immobilienportefeuille.
Das Kapitalanlageergebnis aus selbstverwalteten Anlagen erhöhte sich so zum 30. Juni 2017 auf 656 Millionen Euro; dies ist ein Zuwachs gegenüber dem Ergebnis des Vorjahres von 15 Prozent. Neben den erwähnten positiven Kapitalanlageerträgen haben auch niedrigere Abschreibungen zu diesem sehr guten Ergebnis beigetragen. Die Anlagerendite für unsere selbstverwalteten Kapitalanlagen von 3,2 Prozent liegt deutlich über unserer Zielmarke von 2,7 Prozent.
Das Eigenkapital zum 30. Juni 2017 ging angesichts einer erhöhten Dividendenzahlung von 603 Millionen Euro und eines deutlich negativeren Währungskursergebnisses auf 8,6 Milliarden Euro zurück; zum 31. Dezember 2016 waren es 9,0 Milliarden Euro. Die annualisierte Eigenkapitalrendite betrug 12,2 Prozent und liegt damit nach wie vor über unserem Mindestziel.
Verehrte Aktionäre, wie bereits ausgeführt sind die Herausforderungen an den Rückversicherungs- und Kapitalmärkten derzeit sehr groß. Dennoch halten wir an unserer Prognose eines Nettokonzerngewinns für das Gesamtjahr von mehr als einer Milliarde Euro fest. Wie immer steht diese unter der Prämisse, dass die Großschadenbelastung nicht wesentlich den Erwartungswert von 825 Millionen Euro für 2017 übersteigt und es zu keinen unvorhergesehenen negativen Entwicklungen an den Kapitalmärkten kommt.
Für Ihr Vertrauen in die Hannover Rück danke ich Ihnen – auch im Namen meiner Vorstandskollegen – sehr. Auch in Zukunft wird es unser oberstes Ziel sein, Ihre Gesellschaft verantwortungsvoll und sicher in eine weiterhin profitable Zukunft zu führen.
Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Wallin
Vorsitzender des Vorstands